Martin Widmark: Linas Reise ins Land Glück (Rezension)
Zum Einschlafen erzählt Lina dem kleinen Daniel eine märchenhafte Geschichte aus ihrer Vergangenheit: Als kleines Mädchen landet sie auf der Suche nach ihrem verschwundenen Bruder in einer wundersamen Welt – dem Land Glück. Dort trifft sie auf sprechende Insekten und einen höflichen Käfer in Frack und mit Fliege, der sie an die wundervollsten Orte führt. Doch schon bald muss Lina erfahren, dass auch im Land Glück nicht alles so unbeschwert ist, wie es scheint …
„Linas Reise ins Land Glück“ ist für Bibliophile. Auf den ersten Blick ist klar, dass hier sehr viel Aufmerksamkeit in die Gestaltung gesteckt wurde. Die großformatigen Illustrationen von Emilia Dziubak verzaubern und schaffen eine surreale, manchmal melancholische oder sogar bedrohliche Stimmung. Auf der Website der Künstlerin habe ich noch viele weitere wunderschöne Bilder entdeckt, die ich mir sogar an die Wand hängen würde: klick
Leider wurde das Buch nur als pdf zur Verfügung gestellt, so dass ich keine Angaben zur Druckqualität und der Haptik machen kann, was mir gerade bei einem solch reich illustrierten Werk wichtig gewesen wäre. Im pdf war auch die Schrift schwer lesbar, ich hoffe, das lag nur an den Farbeinstellungen meines Bildschirms.
Thematisch ist „Linas Reise ins Land Glück“ für mich schwer einzuordnen.
Gedacht ist es für Kinder von 5 bis 7 Jahre. Ich muss zugeben, dass mir hier die Erfahrung fehlt, meine eigene Tochter ist erst 3. Dass Lina als eine Art Däumelinchen mit Krabbeltieren spielen kann, würde ihr sicher auch jetzt schon gefallen, doch ich glaube, auch in zwei, drei Jahren würde ich ihr keine Geschichte vorlesen wollen, in der Kinder versklavt und zu Arbeit gezwungen werden (und das im „Land Glück“!)
„Und wenn wir nicht gehorchen, dann kneift sie (die Krabbe) uns mit ihren großen Scherenhänden.“
In diesem Zusammenhang erscheint mir auch die Rahmengeschichte der Handlung seltsam, denn Linas Abenteuer sind als Einschlafhilfe doch denkbar ungeeignet.
Also ein Buch für Erwachsene?
Von den Illustrationen her sicherlich, doch hier weist die Erzählung Schwächen auf, die den Lesegenuss trüben: So bleibt die Hauptfigur Lina seltsam blass und distanziert und viele Dinge werden nur angerissen und als lose Enden zurückgelassen. So wird etwa die Rückkehr des langvermissten Bruders nur mit einem einzigen Satz abgehandelt.
Der Verlag sieht das Werk in der Tradition mit Lindgrens Erzählung „Allerliebste Schwester“, doch wo dort schwere Themen kindgerecht aufgearbeitet werden , bleibt bei „Linas Reise ins Land Glück“ die Frage, um was das eigentliche Thema ist. Mir hat sich der Sinn des Buches leider nicht erschlossen.
Details zum Buch
Martin Widmark: Linas Reise ins Land Glück
Ars Edition GmbH – gebunden – 40 Seiten
ISBN: 3845822058
Preis: 15,00 Euro
Hinweis:
Das Buch wurde mir kostenlos vom Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.