Kristen Ciccarelli: Iskari – Der Sturm naht (Rezension)
Auf der Königstochter Asha liegt schwere Schuld: In ihrer Kindheit hat sie den Drachen Kozu angelockt, der daraufhin ihre Heimatstadt vernichtete. Als Iskari – Drachentöterin – versucht sie, diese Schuld zu sühnen und sowohl der Stadt als auch ihrem Vater zu beweisen, dass sie sich geändert hat. Doch als ihr Vater sie vor das Ultimatium stellt, entweder den verhassten Jarek zu heiraten oder Kozu zu töten, gerät ihr Weltbild zu wanken.
Der erste Band der Iskari-Reihe – im englischen mit dem schönen Titel „The last namsara“ – entführt in ein wunderschönes, orientalisch angehauchtes Setting. Weltenbau ist definitiv die große Stärke der kanadisch-slowenischen Autorin und sie schafft es, die Schauplätze so zu beschreiben, dass mit dem Lesen Bilder vor dem inneren Augen entstehen. Die Hintergrundwelt mit ihrer Geographie, ihrer Historie und ihrer Mythologie ist in sich stimmig, innovativ und spannend.
Überhaupt sind die mystischen Elemente ein weiterer großer Pluspunkt des Debutromans. Die Legenden und Sagen rund um die Entstehung der Welt und die Geschicke der Drachen sind geschickt in den Plot eingebaut, erhellen ihn und treiben ihn voran. In diesen Sequenzen kann die Autorin auch sprachlich glänzen, während die anderen Textstellen sich stilistisch deutlich absetzen.
Ein Schatten fiel auf die Erde. Weit oben am Himmel kreiste ein Drache. Schwarz wie Tinte. Schwarz wie ein stiller See in einer mondlosen Nacht. Schwarz wie Ashas Augen.
Der Plot ist leider in weiten Teilen vorhersehbar. Gerade bei dem Handlungsstrang mit den Drachen verschenkt Ciccarelli großes Potential. Erst gegen Ende überrascht der Roman mit einigen unvorhergesehenen Wendungen, die dem ganzen Buch dann doch noch gehörig Spannung verpassen.
Die Autorin erklärt in ihrer Danksagung, sie hätte einen starken weiblichen Charakter gewollt. Das ist ihr gelungen, Asha ist eine starke Heldin, die nicht nur mit Kampfkraft überzeugt, sondern auch feste Grundsätze hat und nicht bei der ersten Begegnung mit dem schönen Sklaven einknickt. Dennoch fällt es schwer, sich mit ihr zu identifizieren, möglicherweise aufgrund ihrer ständigen Selbstvorwürfe. Eine wirkliche Charakterentwicklung ist weder bei ihr noch bei den anderen Figuren zu erkennen. Alle wirken gleichsam wie Abziehbilder, Stereotypen, die für das gewollte Setting benötigt werden, die treue Dienerin etwa oder der böse Verlobte.
Auch an anderer Stelle hat die Autorin ihre Geschichte zu wenig hinterfragt: So ist das Verbot der Sklaven, ihre Herren zu berühren, zwar ein guter Aufhänger und sorgt für romantisch-dramatische Momente, aber unlogisch, denn es gibt kaum eine Arbeit, die ein Diener verrichten kann, bei der es nicht zu Bemühungen kommen muss (man denke nur an Zofen!).
Und mit diesem Gedanken ging eine Einsamkeit einher, so stechend und grausam, dass es sich anfühlte, als würde ihr Herz von einer Axt entzweigeschlagen.
Zum Schluss noch ein paar Äußerlichkeiten: Der Verlag hat sich deutlich Mühe gegeben, ein auch optisch ansprechendes Buch zu produzieren. Der glänzende Effektlack auf dem Umschlag spiegelt leider unschön und erschwert das Lesen des Klappentextes. Die Innengestaltung ist äußerst ansprechend: Ein hochwertiges Papier, das sich gut anfühlt, und wunderschöne, verschnörkelte Illustrationen, die den orientalischen Flair wiedergeben. Leider sieht man die Illustrationen am oberen Buchschnitt, wodurch dieser verschmutzt wirkt.
Insgesamt ist Iskari ein guter Schmöker für alle, die gern romantische, aber nicht kitschige Fantasy mögen und sich von einem exotischen Setting verzaubern lassen wollen.
Details zum Buch
Kristen Ciccarelli: Iskari – Der Sturm naht
Heyne Verlag – gebunden – 415 Seiten
ISBN: 3453271238
Preis: 16,99 Euro
Hinweis:
Das Buch wurde mir kostenlos von Heyne fliegt zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.